Baden 904
Der Arztwagen wurde bei den Großherzoglich Badischen Staatseisenbahnen in Hilfszug-Verbänden eingesetzt. Hilfszüge waren in allen größeren Bahnhöfen stationiert, um im Falle eines Zugunglücks möglichst schnell am Unglücksort Erstversorgung verunglückter Reisenden übernehmen zu können. Die Hilfszüge bestanden meist aus einem Geräte-, Arzt- und Mannschaftswagen.
Der Wagen hat drei Achsen mit Plattformen an beiden Stirnseiten und offener Übergangsbrücke. Um im Einsatz Tragbahren durch die doppelt zu öffnenden Stirntüren bringen zu können waren die Bühnengeländer der Plattformen umlegbar. Der Wagen hatte das für die badischen Personenwagen damals typische Korbbogendach mit Torpedolüftern. Die Fensterrahmen waren aus Metall. Um auf freier Strecke leichter Ein- und Aussteigen zu können, hatte der Wagen eine zusätzlich umklappbare Trittstufe in Höhe der Radachse. Auf dem Dach befand sich ein Wasserbehälter für Waschwasser und Toilettenspülung.
Der Wagenkasten war in zwei Räume aufgeteilt, der kleinere Raum diente als Behandlungszimmer und war nicht nur durch größere Fenster, sondern auch noch durch einen zusätzlichen Oberlichtaufbau erhellt. In dem größeren Raum waren an beiden Seiten des Mittelgangs Aufhängevorrichtungen für jeweils vier paarweise übereinander angeordnete Tragbaren vorhanden. Der Wagen verfügte weiterhin um Gasglühlichtbeleuchtung mit neun Flammen und drei Kochstellen. Der Gasvorrat betrug 1.830 Liter und reichte für 25 Brennstunden.
Quelle: Jens Freese; Die Reisezugwagen der Großherzoglich Badischen Staatseisenbahnen Eisenbahn-Kurier Verlag, Freiburg.
Der Arztwagen ist nicht betriebsfähig. Er diente bei der Deutschen Bundesbahn zuletzt als Küchenwagen für Bauzüge in Augsburg. Er wurde 1973 von der Eurovapor übernommen und wird heute als Aufenthaltsraum und Kantine für die Aktivmitglieder genutzt.
Daten
Hersteller: Waggonfabrik Gotha
Fabrik-Nr.: 6489
Baujahr: 1909
Gewicht: 22,8 t
Radstand: 8,9 m
Länge: 14,5 m
Bremse: W-P
Arztwagen zur Zeit der Großherzoglich Badischen Staatseisenbahnen